„Bei Gott essen alle vom selben Teller!“ Dieses afrikanische Sprichwort las ich auf einer Postkarte, die mir kürzlich in die Hände kam. Ich denke an den silbernen Teller, den mir die Pastorin beim Abendmahl reicht: „Brot des Lebens – für dich!“, lasse ich mir gesagt sein, während ich die eucharistischen Gaben genieße. Die Menschen, die mit mir zusammen rund um den Abendmahlstisch stehen, erinnern mich daran: Von diesem Teller essen wir alle. Menschen aus allen Erdteilen, allen sozialen Schichten, allen Konfessionen und allen Religionen leben von dem, was Gott geschaffen hat. „Gott, du schenkst uns das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit.“ So heißt es in einem Abendmahlsgebet, das auf jüdische Wurzeln zurückgeht. Gott schenkt. Menschliche Arbeit gebraucht Gottes Gaben und entspricht hoffentlich dem Willen des Schöpfers. Bei Gott essen alle vom selben Teller. Keine*r soll den Teller an sich reißen, als ob er menschliches Eigentum sei. Die Postkarte, die vor mir liegt, zeigt fröhliche Kinder, die zusammen aus einer Schüssel essen. Gemeinsam essen macht wohl glücklich, denke ich. Und miteinander teilen macht alle reicher, beim Abendmahl und im Alltag.
Bischöfin i.R. Rosemarie Wenner, Evangelisch-methodistische Kirche