Gott betrachtet nachdenklich den Inhalt des Kühlschranks, während ich das trockene Geschirr einräume. Wie geht es eigentlich so in meiner Kirche?, fragt Gott nach einer Weile und angelt sich eine Flasche Altbier. Danke der Nachfrage, sag ich. Wir dürfen immer noch nicht alle zusammen essen. Ihr habt immer noch getrennte Tische?, fragt Gott und setzt sich mit dem Alt auf den Küchentisch, wie immer. Aber sowas von, sag ich. Gott legt sich die Hand über die Augen. Habt ihr sonst keine Probleme?, fragt Gott. Doch, jede Menge, sag ich, stelle Gottes Lieblingskaffeebecher in den Küchenschrank und schließe die Tür. Das weißt du doch. Jaha, sagt Gott, aber ich dachte halt, ihr seid selber groß und kriegt das schon hin. Offenbar nicht, sag ich. Schade, sagt Gott. Ja, sag ich und hole mir auch ein Alt. Aber dafür war ich dabei, als ihr das Erdnussbutterbrot geteilt habt, sagt Gott. Prost. Öh, sag ich. Wann? Ach, du weißt schon, sagt Gott. Ihr drei hattet euch voll heftig gestritten im Ökumene-Ausschuss, weil die Osternacht jetzt doch rein katholisch sein sollte, ich hatte schon ein bisschen Angst um euch. Und dann habt ihr länger gar nichts gesagt und dann hat Elli ihr Erdnussbutterbrot ausgepackt und dann hat Johannes gesagt, dass er auch Hunger hat, und Elli hat ihm das Brot hingehalten, und dann hat Johannes abgebissen und dann du und so weiter. Das weiß ich noch genau, da war ich nämlich dabei. Ach das meinst du, sag ich. Ja, da warst du da. Das hab ich gemerkt. Das war aber vor Corona. Wenn das mal kein guter Anfang ist, sagt Gott. Wo ein Erdnussbutterbrot geht, da geht irgendwann noch mehr. Dein Wort in dein Ohr, sag ich. Erwarte nicht, dass ich euch alles auf einem Silbertablett serviere, sagt Gott und leert das Alt mit einem langen letzten Zug. Später vielleicht mal. Aber solange ihr hier seid, liegt es an euch. Ich weiß, sag ich. Also macht was draus, sagt Gott, steht auf und stellt die Flasche beim Rausgehen in den Kasten. Ich gucke anerkennend, das tut Gott nämlich nur sehr selten. Danke, sag ich. Hab’s gut, sagt Gott. Bis bald mal wieder. Grüß die anderen von mir. Und Amen.
Dr. Annette Jantzen,
röm.-kath. Frauenseelsorgerin für die Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land