„Ein junger Mann, der sich auf seine Taufe vorbereitete, wählte als Patin eine gleichaltrige Freundin, die sich erst vor kurzem katholisch hatte taufen lassen. Im Vorfeld der Taufe traf ich mich mit den beiden. Wir kamen dabei auch darauf zu sprechen, dass wir im Tauf-Gottesdienst am Sonntagmorgen Abendmahl feiern. Die katholische Patin lud ich ein, am Abendmahl teilzunehmen; aber riet ihr auch, es mit ihrem Priester zu besprechen. Vor dem Gottesdienst am Sonntagmorgen sagte sie, dass sie auf Rat ihres Priesters nicht am Abendmahl teilnehmen werde, aber wegen der Gemeinschaft gern mit im Kreis stehen würde. Ich gab die Information an diejenigen weiter, die Abendmahl austeilten. Es war ein großer Abendmahlskreis; aus dem Augenwinkel sah ich, dass die Patin Brot und Kelch nahm. Ich wunderte mich und fragte mich, ob es vielleicht eine Unsensibilität beim Austeilen war. Beim Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst ging ich zur Patin und fragte nach. Sie erklärte: „Ich habe mir das mit dem Abendmahl alles angeschaut. Es war ja wie bei uns. Da habe ich entschieden, dabei zu sein.”
Lioba Diez, Pfarrerin bei „Spirit & Soul“, Berlin-Neukölln, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz